zu Margarete Steffin und ihrem Text "Ich bin ein Dreck"
von
Klaus Peter Buchheit
(für Kerstin Becke)
Personen: Slasher Maggie (SM)
SM trägt ein weißes Nachthemd. Sie ist barfuss.
Die Bühne ist schwarz. Aus den Wänden stehen Messerklingen hervor. Aus dem Boden Nägel. In der Mitte der Bühne steht eine Lazarettpritsche. Um die Pritsche, zur Pritsche u. zum Bühnenrand schlängelt sich ein nagelfreier Weg. An der linken Wand liegen drei weiße Styroporpuppen. An der rechten Wand steht ein Rosenstrauch voller weißer Blüten.
SM läuft umher. Immer dieselben Wege rund um die Pritsche. Einmal im Uhrzeigersinn, dann entgegen des Uhrzeigersinns. Manchmal hektisch u. abgehetzt, manchmal gemächlich schlendernd. Dabei kickt sie nach u. nach die Scherben u. die Bohnen von der Bühne.
Ja,
ich ging aus.
Jede Nacht.
In jede Spelunke der Stadt.
Sie konnte mir nicht dunkel genug sein.
Die Kerle nicht finster genug.
Nur reden mussten sie.
Von einem anderen Leben.
U. mit der Hand auf den Tisch hauen.
Alles müsse sich ändern.
Da hatte ich keine Angst.
Dass sie mir etwas antäten.
Hätten sie es nur getan.
Hätten sie mich nur angefasst.
Sie schlugen mit der Hand auf den Tisch.
Ich zuckte nicht zusammen,
wenn einer plötzlich schrie,
dass das alles anders werden müsse,
wenn alle plötzlich sangen,
es werde eine neue Welt werden.
Wieso sollte ich Angst haben?
Die Angst war in mir.
Die Angst war meine beste Freundin.
Stets war sie bei mir.
Ich brauchte sie nicht zu haben,
wie man ein Ding hat,
oder einen Ehemann.
Allein in meinem Zimmer, nachts,
wenn der Schlaf nicht bei mir war,
da war die Angst in mir
u. wurde zu meiner Freundin.
Sie hieß mich die Türen verriegeln.
Sie zwang mich,
in das Schwarz des Himmels zu starren.
Nur nicht die Fenster sehen,
in denen das Licht brannte u. Menschen umherliefen.
Männer u. Frauen u. Kinder.
Oder um den Tisch saßen.
Ich wusste nicht, dass sie verlogene Gebete sprachen,
dass sie sich unaufhörlich belogen.
Woher hätte ich das wissen können?
He?
Mich hieß die Angst mich auf den Boden legen.
Auf den kalten Steinboden.
Damals holte ich mir die Krankheit.
Das Atmen fiel mir zunehmend schwerer.
Ich verschwieg es.
Es durfte kein Makel an mir sein.
Sagte die Angst.
Wenn du makellos u. nackt da liegst,
flüsterte sie,
dann sehen sie dich nicht,
die da in deinem Zimmer umhergehen,
wenn du einschläfst.
Schlafe nicht,
sagte die Angst.
Liege da u. starre in den Himmel.
Schaue nicht nach links.
Nicht nach rechts.
U. halte die Luft an.
Dein Atmen lärmt zu sehr.
Sie können dich hören.
U. dann sehen sie,
du bist nicht makellos.
SM schweigt u. läuft weiter.
Tagsüber
mit schweren Augen
lief ich aus der Stadt hinaus.
Durch die Felder.
Über die Wiesen.
Ich sah sie nicht.
Ich lief nur.
Immer weiter.
Immerzu.
Ohne Rast.
Keine Pause.
Kein Innehalten, wenn ein Vogel schrie.
Kein Anhalten, wenn ein Schwan im See seinen Hals reckte.
Wäre ich stehen geblieben,
wäre ich bestimmt umgefallen.
Wäre liegen geblieben.
Nie mehr aufgestanden.
Also lief ich weiter.
Vorbei an Höfen.
Vorbei an Zäunen.
Abhänge hinab.
Durch Schluchten u. unter Brücken hindurch.
Manchmal winkte ein Bauer.
Ich winkte nicht zurück.
Sie riefen hee blondes Kind.
Später schnitt ich mir die Haare kurz.
Sie riefen hee schönes Mädchen.
Seh ich heute in einen Spiegel, weiß ich,
sie logen.
Ich lief weiter.
Bis es Zeit war umzukehren.
Bis es Zeit war, sich an den Tisch zu setzen u. Suppe zu essen.
Bis es Zeit war, aufs Zimmer zu gehen.
Bis es Zeit war, die Kleider auszuziehen.
Alle.
U. mich auf den Steinboden zu legen.
Mein kühler Boden.
Er vertrieb mir die Röte aus dem Gesicht.
Blass wollte ich sein wie der Mond am schwarzen Himmel.
SM schweigt u. läuft.
Später dann.
Es gab keine Suppe mehr.
Grüne Suppe.
Ich erbrach sie ins Klo.
Ich blieb nicht mehr auf meinem Zimmer.
Ich ging in die Nacht.
In der Hoffnung, es fasse mich einer an.
In der Hoffnung, einer mache endlich, was er sagte.
In der Hoffnung, alles könne anders werden.
Alles werde anders werden.
Wenn sie mit der Faust auf den Tisch schlugen,
in etwa so
SM schlägt mit der Faust auf die Pritsche
glaubte ich
es sei das das Startzeichen,
der Startschuss,
für das Rennen
das Losrennen
in eine andere Welt.
Ich glaubte, da sei eine Wut, wenn sie auf den Tisch schlugen.
Ich hatte plötzlich eine Wut in mir,
wie andere eine Jugendliebe haben.
So eine Wut hatte ich in mir.
Alle Schläge auf den Tisch waren winzig u. schwach
im Vergleich zu meiner Wut
ich konnte nicht auf den Tisch hauen.
Nein.
Ich hätte den Tisch entzwei geschlagen.
Ich hätte die Tischbeine durch den Boden geschlagen.
Ich hätte die ganze verdammte Spelunke in die Erdmitte hinein geschlagen.
Ich hätte die ganze verdammte Stadt durch den Erdkern hindurch geschlagen,
Ich hätte die ganze verdammte Bevölkerung durch die Erde hindurch geschlagen,
dass sie hätten den Australiern Guten Tag sagen können.
SM schlägt unterm Laufen kraftlos auf die Pritsche.
Damals hatte ich diese Wut
u. musste an mir halten,
saß nur da
u. hörte den Reden zu
den Kerlen zu
schwieg
u. rauchte
u. ging mit, wenn einer sagte, geh mit
SM schweigt
Ich ging mit.
U. hätte bei dem bleiben wollen, der sagte,
geh mit.
Er hatte mit mir gehen wollen.
Ich hatte mit ihm gehen sollen.
Wie hätte ich da nein sagen können?
Wenn er doch mich wollte.
Wenn ich es doch war, die er wollte.
Ich hätte so gern bei dem bleiben wollen, der da gesagt hatte,
geh mit.
Ich hatte es für Liebe gehalten.
Was wusste ich von Liebe?
Wie hatte ich etwas von Liebe wissen können,
wenn ich nur den Schmerz spürte,
wenn er am Morgen sagte
geh.
Wenn vom mit keine Spur mehr war.
Ich kein mit mehr hörte.
Er mir nur die Tür wies
u. lachte
u. sagte,
du musst noch viel lernen.
Den Schmerz hielt ich für Liebe.
U. aus Liebe tut man viel.
Nicht wahr.
Also lernte ich.
Also ging ich in die Bibliothek
u. las alle Bücher, die da standen.
Also ging ich in die Abendkurse,
u. lernte alle Sprachen, von denen ich gehört hatte.
Er sollte zufrieden sein u. endlich wieder sagen
geh mit.
Ich verbot mir zu denken, er könne sagen: bleib.
Geh mit hätte mir schon den Schmerz genommen.
Jede Nacht saß ich am Tisch u. hörte zu,
u. erkannte hier u. da ein Wort wieder, das ich gelesen hatte.
Also sprachen sie Recht.
Also war es wahr, was sie sagten.
Also wird sich die Welt ändern
so ändern
wie sie sagten
forderten
schrieen
u. ich ging mit.
Wenn einer sagte, geh mit.
U. ich ging
wenn er am Morgen sagte
geh
u. ich setzte mich in die Bibliothek
weil sie sagten
du musst noch viel lernen
u. ich setzte mich in die Abendkurse
weil sie sagten
lerne sprechen
weil sie sagten
man habe mir wohl die Sprache gestohlen
u. ich wusch mich viele Male am Tag
weil sie sagten
ich sei schmutzig
ich wollte kein Dreck sein
aber insgeheim wusste ich
ich war ein Dreck
sie sagten ja
geh
u. sie sagten zwar
die Welt werde sich ändern,
aber sie taten nichts,
weil sie sich wohl schämten mit mir,
weil ich so schmutzig war,
weil ich wohl doch ein Dreck bin
ohne Sprache
ohne viel gelernt zu haben.
Darüber habe ich die Nacht aus den Augen verloren.
SM steht am Bühnenrand. Neben ihr ein Eimer mit Pinsel und Farbe. Daneben ein Messer. Immer wieder geht sie zu den Styroporpuppen, nimmt eine, bemalt sie unterm Sprechen. Sticht mit dem Messer auf sie ein u. steckt sie dann auf die Klingen an der Wand.
Später dann.
Ich war immer noch jung.
U. doch schon so alt.
Wie lange ist es her?
8 Jahre?
Oder 9?
Dann bin ich heute ja schon … Meine Güte.
Es sei kein Alter, heißt es.
Für mich schon.
Ich habe nicht so viel Zeit.
Ich muss mich beeilen.
Musste mich immer beeilen.
Wie hätte ich es sonst schaffen sollen?
Also, es ist, glaub ich, 9 Jahre her.
Meine Güte.
Er hieß Karl.
Oder Egon.
Wer will das wissen?
Wer will denn das so genau wissen?
Wie soll ich denn das wissen?
Karl oder Egon, egal.
Er war jedenfalls da.
SM nimmt eine Puppe. Hält sie sich mit ausgestreckten Armen vor die Brust.
Egon. Bist du das?
Hast du Egon geheißen?
Ich heiße dich jetzt Egon.
Du bist mein Egon.
Nicht wahr.
Egon.
SM bemalt die Puppe.
Weißt du noch?
Weißt du noch, dass du mir nicht mal den Rock auszogst?
Egon.
Du erzähltest mir von deinen Plänen u. Theorien
u. stecktest mir dabei deinen Schwanz ins Loch.
Ich wollte dir zuhören.
Ich habe dir wirklich zuhören wollen.
Aber es fühlte sich da unten trotz allem gut an.
Du sagtest, hör zu.
Du schriest, hör zu.
Du brülltest, hör zu.
Dann warst du fertig da unten u. redetest einfach weiter.
Von deinen Plänen
ließest dabei meinen Rock fallen
von deinen Theorien
machtest dabei deine Hose zu
ich hatte dir zuhören wollen
aber dein Brüllen hatte mich taub gemacht
ich hatte dich fühlen wollen
SM sticht ein Messer in die Puppe
aber dein Stoßen hat mich gefühllos gemacht
da unten
für Wochen
hat es mich gefühllos gemacht
aber
das muss ich sagen
jetzt hatte ich wenigstens gewusst
dass man da was fühlen kann.
Siehst du, Karl
oder Egon
ist mir doch scheißegal
ich habe was gelernt
ich habe tatsächlich was von dir gelernt
nimm das zum Dank
SM steckt die Puppe an die Wand
SM nimmt eine neue Puppe u. geht wieder zum Bühnenrand
Und dann war da Fritz.
Der hatte einen Bauch.
Einen gewaltigen Bauch.
U. ein rotes Gesicht.
U., um ehrlich zu sein,
er roch ein bisschen.
Um wirklich ehrlich zu sein,
er stank.
Ach, der Fritz. Diesen Bauch konnte kein Wind umblasen.
Diesen Bauch konnte kein Mensch aus dem Weg räumen.
Fritz war da
u. ich legte meinen Kopf auf diesen Bauch
u. er legte seine fette Hand auf meinen Kopf
u. dann wurde es ganz ruhig in diesem Kopf
u. ich hörte die Geräusche in seinem Bauch
hörte
wie das Fleisch u. die Pasteten u. die Schokolade u. das Fett u. die Fische u. die Saucen u. Hühnchenschlegel u. die Schweinsbraten u. die Kohlsuppe u. die Mehlspeisen
SM gerät außer Atem. Sie drückt den Bauch der Puppe gegen ihr Gesicht
ach, die Mehlspeisen u. der Käse
u. u. u. u.
was weiß ich noch alles
durch den Magen rutschte
durch den Darm sich quetschte
u. am Morgen wird er wieder auf der Schüssel hocken
u. ich werde ihn furzen hören
u. gewaltig scheißen
u. wissen
er ist immer noch da.
Was für ein Glück.
SM malt Herzchen auf die Puppe.
Was für ein Glück.
War das die Liebe?
Fritz.
War das die Liebe?
Sag.
Haben wir uns geliebt?
Hast du mich geliebt, wie du dein Essen liebtest?
Hättest du mich nicht auch in diesen gewaltigen Bauch mit aufnehmen können?
War ich dir nicht fett genug?
Zu trocken?
Zu zäh?
Sag.
Hättest du mich nicht auch durch diesen Darm pressen können?
Mein ganzer Körper hätte dich gespürt?
Oder war ich dir zu dünn für deinen Darm?
Zu dünn für deinen Dünndarm.
SM lacht.
Hätte ich mich einfetten sollen?
Fritz.
In deinem Darm wäre ich aufgehoben gewesen.
Unter.
Wie man so sagt.
U. dann hättest du mich mit einem gewaltigen Donnerfurz
ausscheißen können.
Fritz.
Hättest du das nicht machen können?
SM sticht auf die Puppe ein.
Sag.
Hättest du das nicht machen können.
Dann hätte ich einen Grund gehabt.
Dann hätte ich endlich einen Grund gewusst,
warum ich auf der Welt bin.
Du hättest mich ja auf die Welt geschissen.
U. ich hätte diese ungeheure Wucht deines Bauches in mir getragen.
Ich wäre dagestanden wie dein unschlagbarer Bauch.
Niemand hätte mich mehr geschlagen.
Fritz.
Niemand hätte nicht mehr seinen Kopf in meinen Schoß legen mögen.
Keiner wäre mehr davon gerannt,
wenn ich versucht hätte, ihm zu sagen,
wer ich bin.
Dass ich ein Dreck bin.
Sie hätten dann ja wissen können,
sie ist in die Welt geschissen worden.
Sie hätten das dann wissen können.
Sie hätten wissen können, es muss so sein.
U. dann hätten sie es einfach akzeptiert.
Nicht wahr, Fritz?
Aber du hast es nicht getan.
Du verschissener, fetter Dreckskerl.
Du verfressene Sau.
Du sollst hängen wie die Ferkel am Spieß.
SM steckt ihn an die Wand.
SM holt eine neue Puppe.
Und dann war da der kleine Johnny.
Der hatte Sommersprossen.
U. jede Sommersprosse stand für eine kluge Idee.
Ich lag bei ihm.
Ich ordnete jeder Sommersprosse eine seiner Ideen zu.
So war sein kleines, hässliches Gesicht voller kluger Ideen.
U. ich konnte mich an dieser Klugheit nicht satt sehen,
wenn mein Kopf auf seiner Brust lag
u. ich ihm ins Gesicht starrte
u. nur mehr die klugen Ideen sah
über u. über übers Gesicht getupft
über die Nase
die Backen
die Stirn
das Kinn
selbst die Ohren
ja, selbst die Ohren
diese hässlichen kleinen Ohren
hingen voller kluger Ideen
vollgehängt in diesen klugen Nächten
wir lagen auf dem Sofa
er saß vielmehr
ich lag
u. starrte in dieses Gesicht
u. wie kleine Rubine kamen die Ideen aus seinem Mund
u. ich heftete sie an die Sommersprossen
u. an die Pickel
was hatte er für Pickel
da heftete ich die großen Ideen dran
SM tupft mit dem Pinsel auf der Puppe herum.
u. die ganz große Idee
seine Weltveränderungsidee
die steckte ich ihm an die Warze am Kinn
an diese fette Warze in diesem hässlichen kleinen Gesicht
diesem Johnnygesicht
über das ich so lachen konnte
wenn ich alle diese klugen Ideen leuchten sah
aus diesem hässlichen kleinen Gesicht feuerrot leuchten sah
diese kleinen intelligenten Rubine
aus reiner Intelligenz angeschossen
aus reiner Weltveränderungsintelligenz
aus wunderbarer Menschenveränderungsintelligenz
wie ich meinte
wenn mein Kopf auf seiner Hühnerbrust lag
u. es darin röchelte
weil die Lunge ganz löchrig war
zerfressen von dieser Intelligenz
dieser Neuewelterschaffungsintelligenz
dieser Liebeverneinungsintelligenz
weil die Liebe nicht wolle
dass sich etwas verändere
nicht wahr, Johnny
das hast du doch gesagt
die Liebe sei dumm
u. es sei dumm, sich anzufassen
diese Idee hing doch an dieser fetten Warze
u. dass Küsse dummes Zeug seien
diese Ideen hingen doch an deinen Sommersprossen
in diesem hässlichen kleinen Gesicht
nicht wahr Johnny
u. dass ich so schrecklich dumm sei
nicht wahr Johnny
diese Ideen hingen doch an deinen Pickeln
deinen Leuchtturmpickeln
voller eitriger Zukunftsfanalintelligenz
dass das jetzt keinen Sinn habe
dass wir uns nicht erinnern dürften
diese Vergessenszwangsintelligenz
nicht wahr Johnny
diese Ideen waren dir übers Gesicht geschrieben
so redetest du die ganze Nacht
wenn ich nicht schlafen konnte
u. du sagtest, ich müsse
schlafen
damit ich ausgeschlafen sei für die neue Welt
diese Worte kamen doch aus deinem hässlichen kleinen Mund
dass ich dir nicht immerzu ins Gesicht starren solle
dass ich meinen dummen blonden Kopf von deiner zerfressenen Brust nehmen solle
nicht wahr Johnny
du kleiner hässlicher ideenzerfressener Johnny
SM sticht mit dem Messer auf ihn ein
ich stecke dir noch mehr intelligente Ideen an
du kleiner hässlicher Ideensprudler voller Kosmoserschütterungsintelligenz
wie hast du mich erschüttert
nicht wahr Johnny
schau, wie erschüttert ich bin
ich bebe
von deiner Sonnenblendungsintelligenz
die dir aus dem Gesicht leuchtet
aber jetzt
aber jetzt
schau
wie sehr ich mich verändert habe
wie sehr ich deine Ideen erfülle
wie sehr ich dich, du pure Idee
an die Wand stecke
da nimm
Johnny
als ein Zeichen meiner Dankbarkeit
dass ich deine kostbare Intelligenz
genießen durfte
deine kostbare Zeit
wie du sagtest
weil es doch geraubte Zeit sei
in der man ja hätte die Welt verändern können
jetzt verändere ich die Welt
du hässlicher kleiner Zwerg
SM steckt ihn an die Wand
SM setzt sich an den Bühnenrand.
Puh
ich hab sie alle vertrieben.
Geblieben ist niemand.
Die Liebe nicht, die ein Schmerz war.
Die Wut, die ein Schweigen war.
Die Kindheit, die ein Dreck war.
Nur die Angst.
Die blieb.
Blieb in mir.
Alte Freundin.
Aber wie Recht hattest du, dass es das noch nicht gewesen sei.
Dass das nicht die Liebe u. die Wut, der Schmerz u. das Schweigen gewesen seien.
Du hattest es prophezeit.
Dass da noch etwas käme.
Dass da noch einer kommen sollte.
U. er kam.
Er kam einfach u. sagte:
sag ja.
Sagte nicht
wie Egon oder Karl oder wie der hieß
wie Fritz, die fette Sau
wie Johnny, diese hässliche Ratte
sagte nicht, sag nein
sagte
sag ja
u. ich sagte ja
wie ich noch nie ja gesagt hatte
sagte,
ja, ich bin ein Dreck
u. er sagte
dann lass uns dreckig sein
denn im Dreck entsteht das Leben
ich sagte ja,
er sagte
lass uns zusammen dreckig sein u. zusammen dreckige Dinge tun